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Bürger wollen Verkehrswende mit ÖPNV & Rad. Frauen mehr.

Mehrheit für eine Verkehrswende - Frauen noch mehr: 70% mehr Fahrstreifen für Bus & Bahn. 50% mehr Radwege zulasten von Autoparkplätzen. Alle Ergebnisse hier.

Das RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen und das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) hat zu den Zielkonflikten der Verkehrswende genauer nachgefragt. Das Ergebnis: Die Mehrheit der Bundesbürger aus dem Sommer 2018 ist laut einer im August 2019 veröffentlichten Umfrage für eine Verkehrswende mit mehr Fahrrädern und öffentlichem Nahverkehr.

Die Ergebnisse der Studie der Wirtschafts- und Sozialforschern im Schnellcheck:

  • fast 70 Prozent der Befragten sind für mehr Fahrstreifen für Bus und Bahn auf bereits staubelasteten Straßen.
    Lediglich zehn Prozent haben sich dagegen ausgesprochen.

  • 66% sehen den Ausbau der Infrastruktur für Elektromobilität für notwendig.

  • 21% halten höhere Parkkosten in Innenstädten für wünschenswert. 57 Prozent sind gegen diese Maßnahme.

  • 50% befürworten den Ausbau von Fahrradweg-Anlagen - sogar auf Kosten von Autoparkplätzen.
    28 Prozent lehnen diesen Vorschlag ab.

Autofreie Innenstädte oder einen Zulassungsstopp für Verbrennungsmotoren ab 2035 finden hingegen offenbar keine Mehrheit. Zwar sei rund die Hälfte der Befragten dafür, dass Fahrzeuge, die Schadstoffgrenzwerte überschreiten, ein Fahrverbot erhalten, erklärte das Institut der Funke Mediengruppe.

Für eine höhere Besteuerung von Dieselautos sprechen sich demnach jedoch nur 36 Prozent aus. Ein generelles Verbot von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ab 2035 befürworten nur 28 Prozent. Höhere Parkgebühren in Innenstädten erhalten lediglich von 21 Prozent der Befragten Zustimmung.

Die Verkehrswende ist weiblich(er)

Befürworter einer Verkehrswende sind der Studie zufolge eher Frauen, Menschen mit höherem Bildungsgrad und solche, die bereits den Öffentlichen Nahverkehr nutzen. Niedriger falle die Zustimmung im Osten Deutschlands aus sowie bei Haushalten mit mehreren Autos.

Die Ergebnisse zeigten, dass sich die Menschen in Deutschland grundsätzlich eine andere Verkehrspolitik und eine Förderung alternativer Verkehrsformen wünschen, sagt RWI-Wissenschaftler Mark Andor, einer der Autoren der Studie. Für gravierendere Einschränkungen des Autoverkehrs finde sich aber derzeit jedoch keine Mehrheit. Koautorin Lisa Ruhrort, Wissenschaftlerin am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB), erklärte, eine Mehrheit sei offenbar überzeugt, dass Fahrrad und Öffentlicher Nahverkehr künftig mehr Platz in den Städten benötigten – auch wenn dafür der Platz für den Autoverkehr verringert werden müsse.

Methode

Die Befragung durch das Marktforschungsinstitut forsa fand vom 23. April bis zum 12. Juni 2018 statt. Befragt wurden die Haushaltsvorstände des forsa.omninet Haushaltspanels. Dieses Panel ist für die deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren repräsentativ. Die Befragten füllten die Fragebögen mehrheitlich via Internet aus. Insgesamt wurden 7.823 Haushaltsvorstände befragt, von denen 6.812 den Fragebogen vollständig ausgefüllt haben. Die gemeinsame Studie von RWI und WZB wurde durch die Stiftung Mercator gefördert.

Quelle & Link

Mark A. Andor / Manuel Frondel / Marco Horvath / Tobias Larysch / Lisa Ruhrort (2019). Präferenzen und Einstellungen zu vieldiskutierten verkehrspolitischen Maßnahmen: Ergebnisse einer Erhebung aus dem Jahr 2018, Diskussionspapier, Essen.

Die Studie finden Sie hier!