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40 Mrd. Tonnen CO2 pro Jahr. Staaten leiten weltweit Schritte ein, um Verbrennungsmotoren aus Städten zu verbannen. Was haben die vor? Und: Was passiert hier? Verbote oder Versuche?
Über 40 Milliarden Tonnen Kohlendioxid produziert die Menschheit jährlich in die Atmosphäre - als Abfallprodukt vor allem aus Verbrennungsmotoren macht dabei den bedeutenden Teil aus. Tendenz: weiter steigend.
Während 2009 weltweit etwa 48 Millionen neuproduzierte Autos zugelassen wurden, waren es im Jahr 2016 bereits über 72 Millionen (Statista 2017). Weltmarktführer mit einem Viertel aller Neuproduktionen war China. In Europa sind es die deutschen Autohersteller mit 5,7 Millionen.
Miefige Metropolen starten Fahrverbote
Dieser Erfolg stinkt nun vielen. Das Pariser Klimaabkommen und die rasante technologische Entwicklung auf dem E-Mobilitätsmarkt haben nach dem Diesel-Skandal nun auch ganze Staaten dazu veranlasst, den Verbrennungsmotor eine letzte Galgenfrist zu geben – bis der Elektromotor ihn vollständig ersetzen soll.
Norwegen schon länger, Großbritannien und Frankreich, Niederlande oder auch Slowenien geben jetzt (elektrisch) Gas in der Umsetzung. Welche Staaten was umsetzen, wollten wir Ihnen im radar-Magazin einmal aus zusammenfassen:
Der Vorreiter der grünen Mobilität entwickelt sich weiter: Ab 2025 werden keine Benzin- und Dieselfahrzeuge mehr auf den norwegischen Straßen fahren. Der Plan scheint aufzugehen. Ein regelrechter Elektroauto-Boom hat eingesetzt. Es ist das erste europäische Land, in dem die Mehrheit aller neuzugelassenen Autos mit Elektro- und Hybridantrieb fahren. Ihr Anteil lag im Juni dieses Jahres bei knapp 53 Prozent (OFV 2017). Gut 27 Prozent davon seien reine Batterie-Elektroautos gewesen, über 15 Prozent Plugin-Hybride und zehn Prozent Vollhybride, wie das Manager Magazin berichtet.
Die Anreize sind weiterhin beeindruckend, wenngleich sie auf Sicht abgeschafft werden, weil es nicht mehr notwendig ist:
1. Keine Import- und Mehrwertsteuer beim Kauf.
2. Besitzer von E-Autos dürfen in vielen Großstädten Busspuren benutzen.
3. E-Autos dürfen kostenlos parken.
In Paris wurde das Klimaabkommen geschlossen und was macht Frankreich? Ernst in Sachen Klimaschutz. Ab dem Jahr 2040 dürfen in Frankreich keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr verkauft werden. Umweltminister Nicolas Hulot hat dies im Juli angekündigt - direkt nachdem die USA sich vom Pariser Klimaabkommen verabschiedet hatte. Das Ziel: CO2-Neutralität im Jahr 2050.
Die Anreize hier im Überblick:
1. Geringverdiener erhalten Kaufprämien zum Tausch für neue saubere Modelle gegeben.
2. Die steuerliche Privilegierung des Diesel-Treibstoffes wolle man abschaffen.
Auch in der französischen Hauptstadt Paris sind die Tage der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor gezählt. Bereits ab 2030 sollen dort nur noch Elektroautos unterwegs sein und bis dahin Diesel- und Benzinautos sukzessiv verbannt werden.
„Die Luft in London ist ein Killer“, sagte der Bürgermeister, Sadiq Khan. Im Stadtteil Brixton haben Forscher erst kürzlich eine schlimmere Stickoxid-Belastung als in Peking gemessen, laut Studien sterben in der britischen Hauptstadt jährlich etwa 4000 Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung.
Den Hauptanteil an der Feinstaubbelastung tragen vor allem die Dieselmotoren der legendären Doppeldecker-Busse und Autos. Als noch der umtriebige und radelnde Boris Johnson Mayor war, wurde bereits die Mobilitätswende angeschoben. London ist da keine Ausnahme, sondern eher die Regel: EU-Grenzwerte für Stickoxid werden auch in vielen Städten und Gemeinden des Königreichs überschritten. Nun sagt die britische Regierung dem Smog den Kampf an und verkündete nur drei Wochen nach Frankreichs Vorstoß ebenfalls ein Verkaufsverbot für Benzin- und Dieselautos - ebenfalls zum Jahr 2040. Auch die noch derzeit von der Industrie favorisierten Hybrid-Autos sollen in Zukunft nicht mehr zugelassen werden, berichtet The Guardian.
2020 soll es offiziell sein, wie die F.A.Z. berichtet. Ab dann beginnt die britische Universitätsstadt Oxford sukzessiv die Innenstadt von Benzin- und Dieselfahrzeugen zu befreien und eine emissionslose Zone (Zero Emission Zone) einzuführen. Los geht es mit sechs zentralen Straßen. Bis 2030 soll die autofreie Zone auf die ganze Innenstadt ausgeweitet werden.
"Giftige und billige Luftverschmutzung in der Stadt schadet den Einwohnern von Oxford. Und die Zero Emission Zone ist ein Fortschritt, der dringend notwendig ist“, sagt Stadtrad John Banner dem Telegraph.
Auch in Deutschland können Fahrverbote für Diesel-Autos kommen, wenn die Gerichte entscheiden, dass Stickoxid-Grenzen in Innenstädten eingehalten werden müssen.
Ab 2030 sollen durch die ohnehin bereits stark radelnden Niederlande nur noch emissionsfreie Autos fahren dürfen. Außerdem wolle man für eine „ausreichende Ladeinfrastruktur“ sorgen und an weiteren Vergünstigungen arbeiten, so die Regierungskoalition. So könne man sich vorstellen, für emissionsfreie Autos etwa geringere Parkgebühren zu verlangen.
Derzeit liegt der Marktanteil von Elektroautos in den Niederlanden unter zwei Prozent. Dominiert werde die Nische von Tesla mit den Modellen S und X, gefolgt vom Hyundai Ioniq Electric und dem BMW i3.
Der Branchendienst für Elektromobilität, electrive.net, berichtet, dass ab 2030 nur noch Neuwagen zugelassen werden, die weniger als 50 Gramm Kohlenstoffdioxid pro Kilometer emittieren. Die Folge: Nur Elektroautos und allenfalls Plug-in-Hybriden können diese Vorgabe erreichen. Aktuell liegt der Anteil der Elektroautos in Slowenien bei weniger als 0,1 Prozent. Bis zum Jahr 2030 sollen etwa 17 Prozent aller privaten Fahrzeuge mit Elektro- oder Hybrid-Antrieb ausgestattet sein, so die Ziele der Regierung. Außerdem wolle man bis dahin die Ladeinfrastruktur im Land deutlich ausbauen: Die Anzahl der Ladestationen soll in den kommenden drei Jahren von derzeit 227 auf 1200 erhöht werden. Bis zum Jahr 2030 plane die Regierung mit 22.300 Stromspendern, berichtete jüngst die Nachrichtenagentur Reuters.
Indien hatte lange Zeit ein weltweites Klimaabkommen abgelehnt. Und das obwohl Neu-Delhi als eine der dreckigsten Städte der Welt gelten kann. Die Regierung hat nun umgeschwenkt - und dies deutlich: ab dem Jahr 2030 müssen alle neu verkauften Autos mit einem elektrischen Antrieb ausgestattet sein.
Die Autonation China, immerhin einer Viertel aller neuproduzierten Autos werden mittlerweile dort produziert, legt bei Elektromobilität die Latte für sich und andere sehr hoch: die Zahl der verkauften Batteriewagen habe sich im vergangenen Jahr auf 350.000 fast verdoppelt, hinzu kämen Zehntausende Elektrobusse und 100.000 öffentliche Ladepunkte, wie das Manager Magazin berichtete. China nächstes ambitioniertes Ziel: Bis 2025 sollen 15 bis 20 Prozent der verkauften Neuwagen E-Fahrzeuge sein – und bis 2030 sogar 40 bis 50 Prozent.
Singapur hat am 23. Oktober 2017 eine Wachstumsbremse für private Autos für das nächste Jahr verabschiedet. Letztes Jahr waren die 600.000 Autos und das war es auf unbestimmte Zeit. Nur noch Busse und Lieferfahrzeuge werden noch zugelassen. 12 Prozent der städtischen Gesamtfläche von Singapur sei bereits durch Straßen und Parkplätze verbraucht - und damit kein Raum für Erweiterung. Singapur wird 28 Milliarden Sg$ in den nächsten fünf Jahren in den ÖPNV investieren, inklusive der Metro, die einige Ausfälle in der vergangenen Zeit zu verkraften hatte.
Auch einzelne US-Staaten treiben den Mobilitätswandel voran - dem Präsidenten und seiner Einschätzung des Klimawandels zum Trotz. Der in jeder Hinsicht besondere Bundesstaat Kalifornien etwa habe sich das Ziel gesetzt bis 2025 1,5 Millionen emissionsfreie Autos auf die Straßen zu bringen. Insgesamt sollen – dank einer gemeinsamen Initiative der US-Bundesstaaten Connecticut, Maryland, Massachusetts, New York, Oregon, Rhode Island, Vermont und Kalifornien – 3,3 Millionen Elektroautos auf amerikanischen Highways bis zum Jahr 2025 fahren. Und nun geht es auch in der Stadtentwicklung voran - mit kalifornischer Unterstützung von Alphabet-Tochter Sidewalks Labs: Columbus in Ohio startet mit einem witegehenden Modell. Sidewalks Labs hat gerade auch in Kanada ein ganzes Stadtquartier von Toronto (Quayside) als Testlabor "bekommen".
China hat nun den ersten Platz im Gesamt-Ranking des "Index Elektromobilität" (vom Beratungshaus Roland Berger mit der Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen Aachen (FKA)) eingenommen. Auf Platz zwei folgen die USA und dann kommt Deutschland.
Die Automobilindustrie in Deutschland befindet sich in der stärksten Transformationsgeschichte ihrer Geschichte. Eine erfolgreiche Geschichte, die ganze Regionen und letztlich das gesamte Land zu einem bis dahin ungekannten Wohlstand brachte. Und genau diese Dominanz insbesondere im Premium-Segment wird nun immer öfter als Schwäche beschrieben.
Die Politik kommt in die Dilemmata von Umweltschutz-, Verkehrs-, Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik - was in Baden-Württemberg in besonderer Weise und parteiübergreifend erkennbar wird.
Und nun kommt das abstrakte Problem von Bundes- und Landespolitik auf den Platz! Und da ist es bekanntlich wichtig. Es geht in über 90 Stadt- und Gemeinderäten genau um diese Frage der Markt-Plätze. Das ist meist noch keine aktive und ambitionierte Stadtentwicklung, sondern Umgang mit dem Verwaltungsrecht. Wann folgen nun Stuttgart, München oder Berlin den Beispielen und Ankündigungen aus dem Ausland?
Und wird es als Verbot verhandelt oder als Versuch? Wird es Protest geben oder eine Halten des "pro Testens"? Wird Deutschland Mobilität 4.0 noch so beherrschen wie 3.0?
Autor: Stephan A. Jansen
Hinweis: Diese Darstellung wurde von aus mehreren nationalen und internationalen Medien zusammengestellt, wie The Guardian, Telegraph, WIRED, DIE ZEIT, FAZ oder ManagerMagazin (siehe auch die entsprechend grün hinterlegten Links). Sie leistet lediglich ein Überblick, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.