NEU: 8.30-10 Uhr Radabgabe
NEUE JOB-ANGEBOTE!!!
30.03.2020
Bewegende Zeiten für den Mobilitätssektor – in einer Gesellschaft im Home Office. Daten & Diagnosen für alle Beteiligten der Mobiliät im März hier.
Autobauer bereiten sich auf die Produktion von medizinischer Ausrüstung vor. Bosch hatte schnell einen Coronavirus-Schnelltest für Krankenhäuser und Arztpraxen vorgestellt. Nun geht es – so möglich - um Schutzausrüstung wie beispielsweise Atemschutzmasken, meist auch im 3D-Printer-Modus.
Die Flieger am Boden, die Flughäfen auch, Fluggesellschaften werden verschwinden, sich hoch verschulden oder teilverstaatlicht werden. Die Deutsche Bahn hat 13 Prozent weniger Gewinn, aber Fahrgast- und Investitionsrekord. Darum ging es eigentlich auch.
Der Wachstumsbeschleuniger ÖPNV wird bei nächsten Bestellungen die Waggon-Designs mit Abstands- und Hygiene-Regelungen reflektieren, so gut es eben geht. Denn immer mehr Menschen meiden den öffentlichen Nahverkehr, wie auch eine exklusive Umfrage des Berliner Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag von Tagesspiegel Background vom 20. März 2020 zeigte. Der Studie zufolge nutzen rund zwei Drittel der 2500 Befragten öffentliche Verkehrsmittel seltener als vor der Corona-Pandemie – und zwar bereits, bevor die Kontaktsperre in Kraft trat.
Nur knapp 30 Prozent gaben an, ihr Mobilitätsverhalten diesbezüglich kaum oder gar nicht geändert zu haben. Interessant: Zwischen den Altersgruppen und Stadt und Land bestehen kaum Unterschiede.
Allerdings: die Menschen bleiben mobil – auch wenn die Bundeskanzlerin und Länderchefs in den vergangenen Tagen empfohlen und nun entsprechend reguliert habe, auf unnötige Verkehre zu verzichten. Der Verkehr scheint sich teilweise auf andere Verkehrsmittel zu verlagern. Darauf deutet eine Studie des sog. Smart Mobility Start Ups Motionstag auf Basis anonymisierter Bewegungsdaten hin, die im Tagesspiegel vorgestellt wurde. Sie stellt die Veränderung der Woche 16. bis 22. März im Vergleich zur Vorwoche in Deutschland dar:
Für die Schweiz gab es eine ähnliche Analyse mit folgenden Befunden:
Dass die außerhalb von Gebäuden verbrachte Zeit insgesamt abnimmt, ließ sich aus den Daten gerade nicht ableiten: Die Dauer von Aktivitäten im Freien hat im Untersuchungszeitraum sogar zugenommen.
Corona-Vehikel Nummer Eins? Das Fahrrad! Zunahme um 33 Prozent (gemessen an Zeit) auf dem Rad als in den beiden Wochen zuvor, was bei Kälte und Sonne kein rein saisonaler Effekt sein dürfte.
Virologen wie der auf einmal höchstprominente Charité-Arzt Christian Drosten haben das Fahrradfahren in diesen Tagen immer wieder empfohlen. Es reduziere die Ansteckungsgefahr und die Bewegung an der frischen Luft stärke das Immunsystem.
Um die Sicherheit für Fahrradfahrer zu erhöhen, haben Städte nach dem Vorbild der kolumbianischen Stadt Bogotá weltweit Straßenabschnitte für Autos gesperrt und zu temporären Radstreifen erklärt, unter anderem in Berlin-Kreuzberg – mit den in diesen Tagen sonst kaum mehr erlebbaren Spurenelementen oppositioneller Arbeit. Mit dem Stadtstaat Berlin ist auch die einzige Öffnung für Fahrradläden in Deutschland erlaubt worden – mit Hygienestandards, die man sich im Lebensmittelhandel wünschen würde.
Dass das private Auto während der Krise nicht das Verkehrsmittel erster Wahl ist, gaben auch die von Civey Befragten an. Auf die Frage, ob sie das Auto während der Corona-Pandemie häufiger genutzt hätten als zuvor, antworten rund 75 Prozent der Befragten mit „nein, auf keinen Fall“ oder „eher nein.“ Nur etwa acht Prozent gaben an, „auf jeden Fall“ den Pkw mehr zu nutzen als zuvor.
Der Unterschied zwischen Verkäufern und Verleihern von Mobilitätsmitteln wird in den kommenden Monaten noch deutlich werden: Verleiher, die ohnehin schon mit einem profitablen Geschäftsmodell gerungen haben, weisen keine Nachholeffekte auf, während Autos und auch Räder später – nach Kontaktsperre und Gehaltseinbußen durch Kurzarbeit – diese aufweisen werden.
Und es zeigt sich nun auch klar: Solange ein Ansteckungsrisiko besteht und Ausgangsbeschränkungen herrschen, meiden viele Menschen nicht nur die öffentlichen Verkehrsmittel, sondern auch alle Sharingdienste. Seien es Autos, E-Scooter oder Shuttle-Busse. Die hygienischen Maßnahmen wurden nach eigenen Angaben der Anbieter intensiviert, aber alle Sharing- und Ridehailing-Anbieter haben mit rückläufigen Buchungen zu kämpfen. Viele pausieren ihre Dienste, andere setzen auf Alternativangebote. Ein Überblick zusammengestellt aus Quellen des Handelsblatts und ZEIT Online sowie Gründerszene:
Die schnelle Renaissance des Individual-Autos, die schnell medial beschworen wurde, wird in post-coronalen Zeiten nochmals zu verproben sein. Wenn man sich an Spaziergänge und Radfahren genau so wie an funktionierende Videokonferenzen gewöhnt hat, dann mag man vielleicht sogar weniger Verkehre und weniger emissionsschädliche Verkehre beobachten - mit der Freude an Bewegung und dann auch wieder am ÖPNV.