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Medien berichten weltweit: Chaos chinesischer Mietrad-Flotten. Deutsche Städte nun über Nacht mobil durchmöbliert. Kommentare zu kommunal-politischen und datenseitigen Herausforderungen.
Josa Mania-Schlegel hat in DIE ZEIT die Frage gestellt:Haben Sie Angst vor den Chinesen? Warum nicht ein etwas präzisierer Einstieg: Warum nicht? Wer hat Angst vor Mietradflotten mit chinesischen Billig-Rädern? Oder noch präziser:
Die Tagesschau berichtete schon früh: "Die Leihfahrrad-Szene erlebt in China einen Boom. Allein in Shanghai sind rund eine Million Leihräder unterwegs. Den Anbietern geht es vor allem um die Daten der Kunden. " Und das ist nur eine der Herausforderungen.
Chinas neues Geschäftsmodell: Mieträder für alle? Angebot oder Drohung?
Es geht um die Firma Yobike bzw. deren Tochter oBike, deren chinesischer Gründer Bin Wang aus Shanghai und ihre Räder: Vollgummireifen, quietschgelb, der zu kleine Rahmen. Die Münchner Stadtverwaltung, hier das Referat für Arbeit und Wirtschaft, dachte, dass es so - mal ohne städtische Unterstützung - "Radlhauptstadt" werden könnte. Ein Titel, um den Berlin, Bonn, München, irgendwie auch Hamburg kämpfen, während Münster und Karlsruhe es ja schon sind.
Spannend war, dass der Yobike weder städtische Unterstüzung, noch städtische Genehmigung haben wollte, denn die Räder standen schon einen Monat rum.
Und die nächsten sind schon an der Startlinie: Mobike aus Peking, oBike aus Singapur und GobeeBike aus Hongkong. Ihre Vertreter sollen deutlicher geworden sein, wie DIE ZEIT schrieb. "Die haben uns klargemacht: Wir können sehr schnell skalieren. Wir können Ihnen hier auf der Stelle ein paar Tausend Räder reinstellen."
Das klang dann auch für München irgendwie weniger als Angebot, mehr als Drohung... zumal die öffentlich von Land, München und acht Landkreisen getragene Münchner Verkehrs- und Tarifverbund MVV selbst Mieträder anbietet.
DIE ZEIT zeichnete das Bild, dass wir in Deutschland wohl von China brauchen und die Kommentatoren auf der Zeit-Online eher nicht bestätigen konnten: "In Shenzhen, einer chinesischen Boomtown, türmten sich die Mieträder jüngst zu meterhohen Schrotthaufen. Mehrere Verleiher hatten an die hunderttausend Fahrräder aufgestellt. Bald versperrten sie Straßen und Einfahrten oder lagen verbogen in Parks und Flüssen. Die Stadt wusste sich nicht anders zu helfen, als die Räder am Straßenrand zu stapeln."
Dann die Frage, kurz vor klassischen Boulevard-Journalismus die Ausgangsfrage: "Droht ein solches Chaos nun bald auch in Deutschland?
Die internationale Presseschau scheint eindeutig: Mieträder vermüllen Städte.
So konnte Zürich nach nur eine Woche berichten: Die ersten paar Hundert wurden über Nacht aufgestellt. Sie stehen überall im Weg, landen im Fluss und verwandeln sich in Schrott. "Zürich nervt sich über neuen Veloverleih", schrieb der Schweizer Tagesanzeiger. Die englische Times warf oBike vor, die Räder würden die Straßen "zumüllen". Die niederländische Volkskrant schrieb von "Problemrädern".
Dennoch kommen diese Vermieter jetzt nach Deutschland. Behörden aus Berlin, München und Hamburg haben der ZEIT bestätigt, dass sich in den letzten Monaten mehrere chinesische Verleihe bei ihnen vorgestellt hätten. Und der deutsche Beobachter fragt sich an dieser Stelle, wann die von Kölner Kids geknackten Lidl-Bikes erwähnt werden, die auf Verkehrsinseln, in Spielplätzen und auf denkmalgeschützen Plätzen bei Wind Domino spielen. Kam aber nicht.
Ein Hamburger Urteil über ein deutsches Start Up machte China die Stadt-Tore auf
Nun kommen Krisentreffen mit Verkehrsplanern. Und neue Lieferungen und Städte: Im Hamburger Hafen soll nach Angabe von DIE ZEIT gerade ein Container mit 3.000 Rädern des Unternehmens angekommen sein. Nun sind Fahrradverleiher nicht direkt als gefährliche bzw. gefährdende Berufsgruppe in Erscheinung getreten, vor allem sind sie rechtlich faktisch so ermöglich worden - 2009, dank des Start Ups Next Bike, das die Klage von der Stadt Hamburg abweisen konnte, als der Leipziger Anbieter, obwohl eine Ausschreibung gegen Deutsche Bahn verloren, trotzdem die Räder aufstellte. Auf genau dieses Urteil können sich die neuen chinesischen Anbieter berufen, wenn sie ihre Räder über Nacht aufstellen. Also die Stadttore sind durch deutsche Ausschreibungs-Wettbewerbe möglich geworden, bei denen der Verlierer nicht verlieren möchte.
Die zwei städtischen Herausforderungen
Zunächst wird deutlich, dass mit dieser Regulierungsproblematik nun die Städte - und damit ihre Bürger - offenbar nicht mehr Herr in der eigenen Stadt, bzw. dem öffentlichen Raum sind. Das ist tatsächlich bedenklich und bedenkenswert.
Dann wird aber noch deutlicher: China will gar keine Demokratisierung der Mobilität. Sie haben ein Geschäftsmodell: Nutzerdaten. Der Apple-Zulieferer Foxconn hat nach Angaben von DIE ZEIT Hunderte Millionen Dollar Risikokapital in Mobike gesteckt, einen der etabliertesten Anbieter auf dem chinesischen Markt, mit einem weiteren Investor: Tencent. Das fünftgrößte Internetunternehmen der Welt - gleich nach Facebook.
Wir kennen das von Uber und deren illegale Aufzeichnungspraxen von Bewegungsdaten. Gut, dass PR-Manager und Marketingchefs von Uber heute für Mobike arbeiten. Die Daten könnten auch für die Stadtentwicklung zur Investitionsteuerung neuer Radwege genutzt werden - umsonst für die Stadt. Und hier erinnern wir uns, dass das die Bike Citizens GmbH das auch auf angenehme Weise leisten kann.
Was bleibt offen? Was bleibt für wen zu tun?
Nun bleibt nach diesen vielen Beiträgen in deutschen und ausländischen Medien eines offen: was wollen wir als Stadt-Bewohner eigentlich? Datensammlungen ist das des Privaten. Denn auch Chinesen haben Nutzungsbestimmungen, in denen das ausgewiesen ist. Aber der Öffentliche Raum ist das des Staates, bzw. der Kommunen. Wäre es hier nicht durchaus interessant, die Geschäftsmodelle offen zu diskutieren, eine Hoheit der Stadt zu überlassen und feste Flottenstellplätze zu genehmigen. Das klappt ja bei anderen Anbietern international auch ganz gut. Und dann ist man schon im deutschen und nicht mehr chinesischen Verwaltungsrecht. Bei der nun anlaufenden Mobilitätswende wäre das ein spannendes Feld.