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26.07.2018
Eine Studie im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums vergleicht die Mobilität in den Jahren 2002 mit 2008 und 2017. Kommt die Mobilitätswende? Spurensuche auf Schleichwegen.
Die Mobilitätswende kommt voran - langsam. Wer ihn erkennen will, muss genauer hinsehen. Schleichwege statt Autobahnen zur überall diskutierten Mobilitätswende.
Deutschland bleibt Autoland. Punkt. Doch gewinnen Fahrrad, Bus und Bahn an Attraktivität.
Die medial gefühlte Dynamik lässt sich allerdings mit Zahlen nur schwer belegen – trotz Leihrädern und ihren Pleiten, trotz Carsharing-Anbietern und ihren wirtschaftlich bedinguten Fusionen und täglicher Nachrichten über immer neue Automobilisten-Skandale, Fahrverbote und auch Start Ups im Bereich der Mobilitätsdienstleistung.
Die Studie "Mobilität in Deutschland" im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums - durchgeführt von Infas vergleicht nun die Mobilität in den Jahren 2002, 2008 und 2017.
Im sogenannten »Modalsplit« (so nennen Verkehrswissenschaftler die Aufteilung der Hauptverkehrsmittel) entfallen 43 Prozent auf den Pkw (plus 14 Prozent Pkw-Mitfahrer). Jeder Fünfte (22 Prozent) ist als Fußgänger unterwegs, für elf Prozent das Fahrrad und für jeden Zehnten der öffentliche Nah- und Fernverkehr.
Wie in den Jahren 2002 und 2008 entfallen im bundesweiten Querschnitt weiterhin knapp 60 Prozent auf den motorisierten Individualverkehr - Tendenz langsam sinkend.
Das Fahrrad - auch das für die Titelseite der Studie gewählte Verkehrsmittel - gewinnt in Deutschland an Attraktivität. Der Radanteil steigt im Modalsplit von neun Prozent im Jahr 2002 über zehn Prozent 2008 auf jetzt elf Prozent. Bei der Verkehrsleistung, also den zurückgelegten Kilometern in der Gesamtheit, ist gegenüber 2008 ein Plus zu von einem Fünftel zu erkennen. Das bedeutet: Die Deutschen fahren nicht nur häufiger Rad, sondern auch länger.
Ein ähnlicher Trend beim öffentlichen Nahverkehr: Er wächst von acht über neun auf jetzt zehn Prozent. Bei der Verkehrsleistung gab es ein Plus von zehn Prozent, Beim Verkehrsaufkommen gab es gar ein Plus von einem Viertel.
Allerdings gibt es Nachhollbedarf bei der Zufriedenheit der Menschen mit Bus und Bahn: Grob lässt sich sagen, dass sich die Zufriedenheit entgegengesetzt proportional zur Größe des Wohnortes ist. Je kleiner, desto kritischer! Vergleicht man städtische und ländliche Regionen, verschärft sich dieser Widerspruch. Und: Im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln erhält der öffentliche Nahverkehr die kritischsten Bewertungen.
Vor allem in großen Metropolen gibt es gute Noten. Allerdings bewertet jeder dritte Metropolenbewohner den ÖPNV mit der Note Drei oder schlechter. Im dörflichen Raum dagegen sind die Fünfen und Sechsen auf der Schulnotenskala bei jedem dritten Befragte vorzufinden.
Für Verkehrsunternehmen und Kommunalpolitiker sind diese Zahlen ein Weckruf, wie auch auf vielen Konferenzen der Verbundsunternehmen sowie beim Verband selbst spürfar:
Die Menschen wollen ÖPNV -als eine bessere Dienstleistung.
Egal ob Flinkster, Car2Go, DriveNow – Carsharing-Anbieter versprachen sich viel in den vergangenen Jahren - für allerlei Verkehrsprobleme und gab sich mit dem Claim „Ökonomie des Teilens“ gerne einen altruistischen Anstrich eines harten Kapitalismus zu lasten vieler oft unsichtbarer Mitarbeiter. Der Blick auf die Zahlen dämpft die Euphorie. Das motorisierte Verkehrsaufkommen hat sich im Analysezeitraum offensichtlich nur unwesentlich verändert.
Konkret: 4 Prozent der Haushalte waren 2017 bei einem oder mehreren Anbietern regisitriert, von denen wiederummehr als ein Viertel die Angebote noch nie in Anspruchnahmen.
Zudem belegt die Studie die These, dass das Carsharing-Auto für viele Nutzer eben nur der günstigere Zweitwagen ist, aber keine Erstfahrzeugsverkehre ersetzt. Die Hälfte der Carsharing nutzenden Haushalte besitzt ein eigenes Auto. In ländlichen Regionen, wo alternative Verkehrskonzepte dringend benötigt werden, spielt Carsharing aufgrund der nicht betriebswirtschaftlich möglichen Abdeckung keine nennenswerte Rolle.
Das Auto bestimmt nach wie vor den Verkehrsalltag. Der öffentliche und der Fahrradverkehr gewinnt in urbanen Räumen deutlich an Bedeutung. Wo diese Systeme gut ausgebaut sind und die Dienstleistungsqualität stimmt, werden sie auch von den Menschen angenommen. „Neue Mobilitätsangebote wie etwa das Car- und das Bikesharing erzielen inzwischen (...) eine beachtliche Durchdringung“, heißt es im Report. Doch ihr absoluter Beitrag zu einem umweltverträglichen Verkehr sei gegenwärtig sehr klein.
Quelle: Lesen Sie doch lieber nochmals selbst.