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imago/Michael Schick

Zusteller liefern per Lastenrad: Neuer Umschlagplatz

In Prenzlauer Berg startet ein Modellprojekt für Zulieferer und Paketzusteller. Am Umschlagplatz liefern LKW die Sendungen an. Weiter geht es dann aber mit Lastenrädern.

„Statt brummender Diesel-Transporter hören die Menschen künftig häufiger das Klingeln von Lastenrädern“, sagte Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne). „Sauber, sicher, leise und klimafreundlich – das ist die neue Mobilität in Berlin.“ Das vom Bundesumweltministerium fördert das Modellprojekt mit 400.000 Euro und nimmt die größten Paketdienstleister Deutschlands mit: DHL, DPD, GLS, Hermes und UPS.

Der Ort des Geschehens ist die Wendeschleife der Straßenbahn am Mauerpark. Innerhalb der Gleisschleife wird der Umschlagplatz angelegt, dafür ist die Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft (Behala) verantwortlich. In einem Umkreis von fünf Kilometern leben über 800.000 Menschen.

„Kooperative Nutzung von Mikro-Depots“

Vom 1. Juni an werden dort täglich Paket-, Express- und Kuriersendungen ankommen, per Lastwagen. Neu ist nun, dass die Sendungen die letzten Kilometer abgas- und lärmfrei zurücklegen werden – mit kleinen Fahrzeugen, die Berlins Straßen nicht so sehr belasten wie Lieferwagen oder Lkw. Jeder Paketdienstleister erhält einen 20-Fuß-Container, Mikro-Depot genannt, in dem die Lieferungen auf firmeneigene Cargo Bikes umgeladen werden.

„Die letzte Liefermeile in den Vierteln ist ein idealer Einsatzort für Lastenräder“, sagte die Senatorin. „Alle großen Logistikunternehmen beteiligen sich an diesem Projekt, ich bin sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit.“ Das Modellprojekt, für das sich auch Verkehrs-Staatssekretär Jens-Holger Kirchner eingesetzt hatte, heißt KoMoDo – „kooperative Nutzung von Mikro-Depots“. Umschlagplätze dieser Art könnten auch anderswo entstehen – in Berlin und im Zentrum anderer großer Städte.

In der Senatsverwaltung hat man auch schon darüber nachgedacht, ob sich die Anlieferung zu den Depots ebenfalls abgasfrei gestalten ließe. Güterstraßenbahnen könnten diese Aufgabe übernehmen. „Das ist eine Idee, die man prüfen könnte“, sagte Petra Reetz, Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), am Donnerstag. „Wenn ein Logistikunternehmen an uns herantritt, werden wir darüber nachdenken.“

Zuschüsse vom Senat

Senatorin Günther kündigte außerdem an, dass der Senat die Anschaffung von Lastenrädern fördert. Ab Mitte Mai können Anträge gestellt werden, teilte ihre Verwaltung mit. Für dieses Jahr stehen 200.000 Euro zur Verfügung, davon 130.000 für private sowie 70.000 Euro für gewerbliche und freiberufliche Antragsteller. Für ein elektrisches Lastenrad gibt der Senat bis zu tausend Euro hinzu, für ein Rad ohne Elektromotor bis zu 500 Euro. Bis zu ein Drittel der Kaufsumme wird gefördert. 2019 steht dann eine halbe Million Euro bereit.

„Die Transporträder sind praktisch, umweltfreundlich und eine preiswerte Alternative zum Auto in der Stadt“, so Günther. Das Potenzial ist groß. Paket-, Kurier- und Expresslieferungen bilden rund ein Drittel des städtischen Wirtschaftsverkehrs.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Berliner Zeitung und kann hier im Original gelesen werden.