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Luca Campioni (2016)

24.07.2021

FAZ: Auto vs. Rad - die Kosten der Gesellschaft

Auto versus Fahrrad. Keine Ideologie, sondern Kostenvergleich. Die Studienlage bleibt stabil und wird in Zukunft aufgrund der Klimagesetze entscheidender - für Unternehmen. 2 Studien.

Lilly Bittner, hat am 12. Juli 2021 mit Aktualisierung am 24. Juli in der FAZ einen interessanten Beitrag über die vergleichende Forschung zu den gesellschaftlichen Kosten der Verkehrsmittel - und den notorischen Hinweis auf das Autonome Fahren wiederholt. Zum Original-Beitrag geht es hier. Zur Studie des Umweltbundesamt.


Ja, der Fahrradmarkt boomt. Die Autorin führt die Zahlen vom Zweirad-Industrie-Verband rund fünf Millionen Fahrräder an, den Absatzanstieg um rund 17 Prozent und beim Umsatz 61 Prozent. Dass Radeln schon bei Themen der Gesundheit und Klima überlegen ist, wissen wir. Aber die Autorin will die Forschung vorstellen, in denen es um die Kosten geht.

Das Bundesumweltamt hat im März 2021 auf Grundlage von Daten von 2017 (vor Corona) berechnet, wie viel wir als Gesellschaft für das Autofahren eigentilch bezahlen.

Was steht im Fokus des Vergleichs

  1. Kosten der Umweltfolgen des Autofahrens auf Gesundheit (auch Lärm mit Stress oder Tinnitus).
  2. Kosten der Emissionen, die auch zu Gebäude- und Materialschäden, Ernteausfällen und Biodiversitätsverlusten führen. Und wir lernen ja gerade, dass wir in Deutschland bei Hitzetoten führen und die Infrastruktur an das klimatisch geänderte Wetter anzupassen ist.
  3. Kosten von Produktion über Wartung bis zur Entsorgung des Autos - inkl. Kraftstoff und Strom sowie deren Herstellung
  4. Straßen, Plätze, auf denen sie parken können sowie Beschilderung.

Was ja nur einige wenige Effekte sind, da Infrastrukturen von Tankstellen, Waschstrasse, Werkstätten und Autohändler und ähnliches Kosten für alle produzieren. Auch die Wasserbilanzen etc. fehlen wohl, die ja auch bei leichten E-Autos und schweren Hybriden von Karosse bis Batterie beeindruckend hoch sind.
Aber das kommt sicherlich im Update dieser Studien.

Vergleich: Radkilometer ist 16fach günstiger als Auto.

Denn rechnet mal alles zusammen, dann zahlt die Gesellschaft pro gefahrenem Autokilometer laut der Berechnung des Umweltbundesamtes Summe von 5,66 Cent.

Für einen Fahrradkilometer seien es lediglich 0,36 Cent. Dieser Betrag resultiert hauptsächlich aus der Herstellung des Rades, was auch nicht ganz fair zu sein scheint, denn Infrastrukturen gibt es auch hier.

Lobby & NGOs: Mehr Fahrradförderung

Fahrradfreundlichere Städte sind nicht seit Corona eine Forderung von den etwas versplitterten Verbänden der Radbranche selbst. Aber selbst Verbände für Wohnen und Stadtentwicklungen, immobilienentwickler und Unternehmen selbst wollen dies, denn es spart ihnen auch bald ordentlich Berichtswesen und CO2-Preise.

Ein Leasing- und Dienstleistungs-Verband, grösster Profiteur des deutschen Steuerrechts mit Dienstrad-Leasing, beruft sich auf Studie von Stefan Gössling, Professor für Tourismus und Humanökologie an der Lund Universität in Schweden.

In seinem Ansatz aus dem Jahr 2018 werden ebenfalls Umweltkosten kalkuliert, aber zusätzlich noch Gesundheitseffekte durch Fahrzeugnutzung und Unfall-Ausgaben, also auch Menschenlebensbewertung. Der FAZ hat er am Telefon berichtet, dass "Ökonomen da auf knapp zwei Millionen Euro gekommen [seien], die sich hauptsächlich durch Versicherungs- und Lohnkosten zusammensetzen" [...] „Man muss hierbei jedoch beachten, dass emotionale Werte und Sekundärfaktoren wie Trauer oder Kosten für mögliche Psychotherapien nach Unfalltraumata ausgeklammert sind. Daher ist der Wert eher unter- als überschätzt“, so Gössling.

Positive Gesundheitseffekte entlasten Versicherungen

So kommt die von der Lobby genutzte Untersuchung dazu, dass ein Kilometer mit dem Fahrrad der Gesellschaft sogar Geld einbringe, wo man vermutlich selbst im Schwäbischen - also in Stuttgart und Zuffenhausen hellhörig werden könnte: rund 30 Cent.

  • Kostensenkung durch positiven Gesundheitseffekte
  • Kostensenkung durch Entlastung der Versicherungen
  • Kostensenkung durch Reduktion von Arbeitsunfähigkeiten.
  • Kosten durch Erhöhung der Lebenserwartung (kostet die Gesellschaft wiederum Geld.
  • Kosten durch Infrastruktur für Radfahrer und durch Unfälle.
  • Weitere Faktoren, die einbezogen wurden, die das Umweltbundesamt nicht enthielt:
    negative Auswirkungen auf Boden- und Wasserqualität, staatliche Subventionen, Unfallkosten sowie Abgaben und Steuern.

Ergebnis: Radeln bringt Gesellschaft 30 Cent. Auto kostet 27 Cent.

Die Gesellschaft zahle für jeden Autokilometer nun 27 Cent. Da derzeit 19 Prozent der Deutschen kein Auto besitzen (Tendenz in Städten steigend), zahlt jeder Fünfte die Kosten für Autofahrer mit. Der Wissenschaftler fordert einen klaren Wandel: Die Zahl der Autos müsse drastisch reduziert werden. Im ÖPNV könne man das Rad nutzen.

ADAC: Zukunft der Mobilität fährt autonom
und Auto wird wieder billiger

Andres Hölzel vom ADAC wird von FAZ zu Studien befragt: die Kosten lassen sich durch technische Fortschritte reduzieren – "beispielsweise durch erneuerbare Energien, eine verbesserte Abgastechnik, leisere Reifen oder den Einsatz von Asphalt, der Lärm reduziert". Dazu sei Förderung alternativer Kraftstoffe notwendig und - Achtung - E-Mobilität und autonomes Fahren "können" weitere Möglichkeiten sein. Da stimmte dann sogar der von der Fahrradlobby eingestimmte Wissenschaftler Gössling zu: Eine autonome Fahrzeugflotte wäre die mögliche Mobilitätszukunft.

Zukunft ist nicht autonom, aber selbstbewegt.

Aber ggf. ist dies doch noch einige Jahrzehnte und Strafrechtsnovellen hin - wenn es denn je in gemischten Verkehren in Städten käme und es läge ggf. näher die Stadtenwticklung und die Radförderung in den Blick zu nehmen, denn laut Umweltbundesamt sind in deutschen Großstädten immerhin 40 bis 50 Prozent der Autofahrten kürzer als fünf Kilometer, was manche Menschen im Urlaub gern wandern, wenn nur die Luft nicht so schlecht wäre... Wer diese Kurz-Strecke mit dem Fahrrad zurücklege, spare rund 300 Kilogramm Emissionen im Jahr.