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Nachlese Salon #3 & Lange Nacht der Bike Shops

von Isabell Eberlein

"Lange Nacht der Bike Shops" im Rahmen der "Berliner Fahrradschau": Unser Salon für urbane Mobilität #3 - knapp dreistündig mit mehr als 50 Gästen aus ganz Deutschland

Zum ersten Mal veranstaltete BICICLI die Lange Nacht der Bike Shops im Rahmen der Berliner Fahrradschau und fokussierte sich gleichzeitig im Salon für urbane Mobilität auf ein sensibles urbanes Thema:

Immobilienentwicklung für Wohnraum und gewerbliche Flächenentwicklung.

Also wie sieht ein Wohndesign der Zukunft aus, welches auf nachhaltige Mobilität ausgerichtet ist oder wie unterteilen wir unseren geteilten öffentlichen Raum? Hier entsteht sofort ein Dilemma: Wie schafft man eine sozialverträgliche Nachverdichtung mit erschwinglichem Wohnraum - bei gleichzeitiger kommunaler Anforderung der nicht weiter steigenden Auto-Verkehren.

Drei Impulsergeber stiegen in den BICICLI-Ring (aka Fahrradständer) und präsentierten ihre von uns gewünschten "steilen Thesen", die dann am Ende vom Publikum diskutiert wurden.

Den Anfang machte Katja Täubert, Referentin für Rad-und Fußverkehr sowie politische Kampagnen beim Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD). Wie überwindet man die Lücke zwischen Wissen und Handeln. Dazu war ihre erste These: Wohnen leitet Mobilität, ihre zweite These Mobilität leitet Wohnen und ihre dritte These, dass es nur wenige Momente im Leben gibt die eigene Mobilitätsform zu überdenken. Diese sind unter anderem ein Umzug, Familienzuwachs, Arbeitswechsel und diese müssen mit gut gewählten Kommunikationsmitteln genutzt werden.

Danach folgte Johannes Gillert, Immobilienberater und Investorenvertreter, mit 10 Jahren Erfahrung u.a. bei Arcadis, vorher EC Harris sowie zuletzt Hines Immobilien. (1) Wohnungsbau sei komplett von Investoren getrieben. Der öffentliche Sektor und die Gesellschaft reagiere maximal. (2) Bürgerinitiativen fungieren als Korrektiv und vergrößern langsam ihren Einfluss. (3) Alle wünschen sich eine smart city und eine nachhaltige Stadt. Aber es gibt keine eindeutige Defintion und kein sich deckendes Verständis von Nachhaltigkeit.

Zum Abschluss brachte René Wilcke als Projekt-Manager die Perspektiven der Joanes Stiftung ein, die für günstigen Wohnraum innerhalb nachhaltiger Stadtquartiere steht. Seine These war (1) der Mehrwert durch Verzicht. Nicht mehr alles selbst besitzen zu wollen und weniger zu besitzen. (2) Mit klarem Augenmerk auf die Vorteile einer smart city stellte er aber auch die Risiken da. Und in seiner dritten (3) These fragte er kritisch nach dem Zusammenhang von Infrastruktur und Wachstum. Wenn man in Berlin bedenkt, das jährlich 20.000 neue Wohnungen entstehen sollen.

Diverse Diskussionen zu Diversität des Wohnens & des Gewerbes

Das Salonpublikum war diesmal noch gemischter als sonst und kam aus ganz Deutschland. So ergaben sich ungeplante wie kenntnisreiche Co-Referate von Stadtentwicklern aus Osnabrück, Radschnellwegbegeisterten aus dem Ruhrgebiet und der Frage wie man mit den Shopping-Mall-Verkehrern in Hamburg zurecht kommen kann.

Auch internationale Perspektiven aus Amsterdam und die Erfahrungen aus New York und der Frage nach sozialen Bewegung und Verkehrsmittel wurde miteingebracht. Wer wohnt denn an den Schnellstraßen und wer kann sich das Wohnen in verkehrsberuhigten Bereichen mit guter Fahrradeinfrastruktur leisten? Das Thema "Sozialverdängung und Mobilität". Schnell kam der Wunsch nach einem weiteren Salon zu Gentrifizierung und Mobilität auf.

Viel wurde natürlich über den Platz im öffentlichen Raum gesprochen. Ist es nun besser Tiefgaragen zu bauen und die Autobesitzer dadurch direkter zur Kasse zu bitten als die zehn Quadratmeter aus öffentlicher Hand zu bezahlen und wie teilt man den vorhandenen Raum am besten auf? BICICLI Co-Gründer Prof. Stephan Jansen erinnerte an die provoziertende These aus der ZEIT, wonach man die Grünflächen, die ohnehin keine Aufenthaltsqualität mehr wegen Drogenhandel und Müll hätten, in der Stadt nachverdichten könne, um eine Stadt der kurzen Wege besser realisieren zu können. Die Zeit für diese ZEIT-These scheint nicht gekommen zu sein.

Die Laaaange Nacht der Bike Shops (LNBS) wurde wörtlich genommen und die hoch konzentrierte und intensiv spannende Diskussion konnte nur durch Kunstgriffe nach knapp 3 Stunden zum Ende gebracht werden. Unsere Kooperationspartner von auftragsrad spendierten zur LNBS Bier - angemessen gefahren auf Lastenrädern, die mit Anhängern kamen, auf denen Lastenräder transportiert wurden. So wurde die Lange Nacht noch runder, aber Radfahrer dürfen ja auch mehr Promille und so weiter.

Die Themen der nächsten Salons stehten, die Termine noch nicht.


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