RAD-IKALE
ANGEBOTE 30-40%
01.08.2018
"Die Verkehrswende braucht mehr Fahrrad und die Verkehrswende braucht mehr Frauen." Mit mehr als 50 Frauen tauschten wir uns zur Diversität in der Fahrradszene aus.
Die Verkehrswende ist weiblich und das wurde gestern mehr als sichtbar. Aus diversen Bereichen kamen Frauen zu unserer Veranstaltung und berichteten über ihre Erfahrungen im Bezug auf Alltagssexismus und die große Frage, wie wir mehr Frauen motivieren, in die Fahrradszene und Fahrradbranche einzusteigen und wie die Frauen in der Szene sichtbarer werden. Unser Ziel für die Veranstaltung war es, Frauen aus der Radmobilität sowie alle Interessierten zusammenbringen und darüber zu diskutieren was es für uns noch in der Fahrradszene braucht – und uns zu vernetzen.
Vorstellungsrunde
Los ging es mit einer Vorstellungsrunde aller Teilnehmerinnen mit Name, Bezug/Institution zum Fahrrad und einem # ( #derwegistdasziel #ridelikeagirl #cyclingforfreedom #straßezurueckerobern #fightforyourcyclingrights #rideordie #freiheitaufraedern #she36 #verkehrswendejetzt #ridelovebike #mitradgelegenheit #ibikeneukoelln #berufsradfahrerin #climatejustice #letsqueerthestreets #bildetfrauenfahrradbanden #frauenempowerment #cyclingsociety #mobilitätistweiblich #verkehrswende). So wurde die Diversität der Teilnehmerinnen zum Ausdruck gebracht.
Weiter ging es im Programm mit kurzen Impulsvorträgen von Frauen aus den unterschiedlichen Bereichen der Fahrradwelt.
IMPULSGEBERINNEN
Jenny Andersen ist seit 2003 Zweiradmechanikerin und war damals die einzige Frau in ihrer Ausbildungsklasse. Seit 2017 ist sie Werkstattleiterin bei BICICLI. Sie berichtete von einigen Situationen, in denen sie als Frau in der Werkstatt von Kunden nicht ernst genommen wurde. Sie selbst hat einen Weg gefunden damit um zu gehen. Stärkung des Selbstbewusstseins und ein sicheres Auftreten führen dazu, dass sie sich selbst wohler fühlt. Außerdem ermutigt sie Frauen, sich mit Fahrradtechnik auseinander zu setzen und bietet auch selbst Kurse an. Für die Werkstattleiterin sind einfache technische Erklärungen das beste Mittel, um ihre Kundinnen anzusprechen.
Sophia-Maria Antonulas ist selbstständige Beraterin in der Fahrradbranche und betreut seit zwei Jahres das Programm Fahrradfreundliche Arbeitgeber des adfc Bundesverbands. Außerdem betreibt sie mit ihrem Partner eine Weinhandlung, die seit 2010 in Berlin mit dem Fahrrad ausliefert. Sie selbst hat erzählt, wie sie als Wienerin von einer Arbeitskollegin zum Radfahren inspiriert wurde und wie sie sich in den 90er Jahren einen fahrradfreundlichen Arbeitgeber gewünscht hätte.
Laura Gebauer ist Triatlehtin und Influencerin. Durch ihren Instagram-Account ermutigt sie andere Frauen zum Rennradfahren. Dadurch ist sie auch zur LIV Markenbotschafterin geworden. LIV ist bisher die einzige Fahrradmarke, die sich auf Frauenfahrräder und Frauenprodukte spezialisiert hat.
Ulrike Heringer ist Gründerin des Urbanist Magazins und der Zimmertaschen. Ihr Impuls richtet sich darauf, dass man manchmal Dinge einfach selbst anpacken muss. Sie ist Taschen-Herstellerin geworden, weil sie Fahrradtaschen herstellen wollte, die zeitlos schön und trotzdem alltagstauglich sind. Außerdem will sie Lösungen für Mobilitätsprobleme anbieten, zum Beispiel wenn sich Kunden die Logistikfrage stellen: Brauche ich ein Auto oder reicht mir eigentlich eine Fahrradtasche?
Tanja Kampa ist Leiterin Kommunikation DACH bei Alstom und stellte uns im Salon Frauen&Fahrrad das Netzwerk Women in Mobility vor. Hier vernetzen sich Frauen aus allen Verkehrsbereichen, bisher mit einem Schwerpunkt auf Automobil und ÖPNV. Aber warum nicht die Frauen aus der Fahrradbranche mitintegrieren? Für die Verkehrswende braucht es die Vernetzung in alle Mobilitätsbereiche, wenn wir uns alle immer intermodaler bewegen.
Karen Rike Greiderer ist Fahrradnetzwerkerin, Botschafterin und Journalistin u.a. für Bike Citizens. Zum Salon brachte sie ihre zweijährige Tochter mit und berichtete über ihre Erfahrungen als Freiberuflerin in Kombination mit der Mutterschaft. Ihr Fokus liegt auf der Familienmobilität und wie die Freiheit des Fahrradfahrens für Frauen durch die Mutterschaft erst einmal eingeschränkt wird. Lastenräder und Fahrradanhänger erfüllenn immer noch nicht zu 100% die Mobilitätsbedürfnisse einer jungen Mutter, wenn diese eben kein Auto mehr haben möchte. Ihr Appell richtet sich an die Hersteller, neue, praktische und günstige Produktlösungen zu entwerfen.
Ulrike Saade ist seit 1979 Fahrradmechanikerin, Gründerin der VSF, Gründerin und Organisatorin der Velo Berlin. Eine Frau, die schon lange in der Fahrradwelt mitmischt und ein inspirierendes Vorbild ist. Sie erzählte diverse Geschichten, wie oft sie die einzige Frau ist und wie oft ihr gesagt wurde: "Du bist aber mutig". Dabei fühlte sie sich selbst gar nicht so mutig, sondern hat einfach gemacht, worauf sie Lust hatte und was sich für sie natürlich angefühlt hat. Ihr Tipp an alle Frauen: "Traut euch was!" Auch wenn ihr nicht das Zertifikat habt, könnt ihr die Qualifikation dafür haben.
Marion Tiemann ist die erste Campaignerin bei Greenpeace im Bereich Mobilität und war Mitinitatorin des Volksentscheids Fahrrad in Berlin und hat das Mobilitätsgesetz mit auf den Weg gebracht, welches im Juni verabschiedet wurde. Sie berichtete von ihren Erfahrungen aus der Fahrradszene, die bisher doch noch recht männlich dominiert ist. Und wie sich das Fahrrad mit der Gender-Frage überschneidet. Ihre Forderungen sind: Die Verkehrswende braucht mehr Fahrrad und die Verkehrswende braucht mehr Frauen. Gleichzeitig fühlte sie sich durch die vielen anwesenden Frauen empowert.
Martha Wanat ist Co-Gründerin und Geschäftsführerin der BICICLI Holding GmbH: Geschäftsführerinnen und Werkstattleiterinnen zeichnen sich in dieser testosterongesteuerten Branche durch Weitsicht und Bildung aus, die auch aus ihren Erfahrungen der letzten Jahrhunderten kommen. Ihr Aufruf: Bildet euch weiter, gebt euch nie zufrieden, seid demütig vor dem, was schon erarbeitet wurde, verbündet euch für eure Ideen mit Männern und Frauen. Und ein Funfact zum Ende: In dieser Branche können wir Frauen Männer schon mit den einfachsten Dingen aus den Socken hauen.
Nach diesen spannenden Impulsen kam noch die Diskussion auf, wie wir uns als Frauen weiterhin vernetzen wollen. Es war schnell klar, dass dieses Format wiederholt werden soll; wahrscheinlich im Herbst. Weitere Ideen sind eine gemeinsame Speakerinnen-Liste und uns mit Women in Mobility vernetzen. Auf dem Plan stehen außerdem Formate wie Business-Lunch und Lunar Rides (Critical masses nur für Frauen) sowie strategische Überlegungen wie wir uns am besten vernetzen. Wir haben das Gefühl - das ist der Beginn einer großen Bewegung. Wir halten euch auf dem Laufenden und freuen uns über diesen Auftakt.