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Nachlese Salon #10 »Arbeit&Mobilität«

von Isabell Eberlein

„Geiles Fahrrad nehme ich mit, den Rest regelt der Arbeitgeber.“ Ein interessiertes Expert*innenpublikum mit rund 40 Gästen diskutierte über New Work und NewMobility.

„Geiles Fahrrad nehme ich mit, den Rest regelt der Arbeitgeber.“ Ein interessiertes Expert*innenpublikum mit rund 40 Gästen diskutierte über New Work und NewMobility.

BICICLI Co-Geschäftsführer Prof. Dr. Stephan Jansen eröffnete die Veranstaltung mit einem Vortrag über die steuerlichen Regelungen des Dienstrades, der Benachteiligung des Fahrrads gegenüber E-Fahrzeugen und warum es eigentlich eine einfachere steuerliche Regelung und ein betriebliches Mobilitätsbudget braucht.

Als Diskussionsgrundlage dienten die spannenden Thesen der Impulsgeber*innen, die in einem runden 8-Minuten-Format vorgebracht wurden.

Den Auftakt macht Larissa Hägele vom St. Oberholz, dem ersten und berühmten CoWorking Space in Berlin. Sie fokussierte sich auf New Work und brachte folgende Thesen mit. 1. New Work und neue Arbeitsformen basieren auf Werten, wie Flexibilität, Gemeinschaft und Bewusstsein. 2. Das Teilen der Infrastruktur spielt in New Work Ansätzen eine wichtige Rolle. Nicht jede*r braucht ein eigenes Büro, nicht jede*r braucht ein eigenes Auto. Teilen ist ressourcen-sparend und umweltschonend. Gleichzeitig bringt Teilen noch keine Gemeinschaft hervor. Ihre dritte These war die Symbiose der ersten beiden Thesen. Erst durch die Entscheidung sich auf Werte zu fokussieren entsteht eine Wertegemeinschaft und dadurch eine echte Community. Diese New Work Mentalität drückt sich im Nachhaltigkeitsbewusstsein, dem Wunsch nach gutem Kaffee und nach einer angenehmeren Stadt und Straßenaufteilung aus.

Nach dem NewWork-Intro stellte Carolin Kruse das Programm fahrradfreundlicher Arbeitgeber vom ADFC vor, welches auf die Mitarbeitergesundheit, das Umweltbewusstsein und das Image eines Unternehmens appelliert. Ihre Thesen waren: Das Programm fahrradfreundlicher Arbeitgeber ist gut für die Mitarbeiter. Durch ein Anreizsystem und eine finanzielle Förderung gelingt die betriebliche Verkehrswende. Ihre zweite These war, dass auch Unternehmen davon profitieren. Ein Auto Abstellplatz beansprucht 25 qm und kostet viel Geld. Auf einem Auto-Parkplatz haben 10 Fahrräder Platz. Und die dritte These war, dass fahrradfreundliche Unternehmen gut für die Gesellschaft sind und durch die betriebliche Verkehrswende eine positive Wirkung auf saubere Luft und eine gesunde Stadt haben. Wichtig ist hier vor allem die Vorbildfunktion der Chefetage.

Valentin Ribbeck der Personalmanager von CCVossel aus der IT-Branche brachte uns Trends aus seinem Arbeitsalltag mit. Unternehmen bewerben sich immer mehr bei Arbeitnehmern. Und der Markt hat sich von einem Arbeitgebermarkt zu einem Arbeitnehmermarkt im so genannten War for Talents entwickelt. Den gefragten Fachkräften geht es nicht alleine um die Bezahlung, sondern um Werte, die ein Unternehmen verkörpert. Die Ausrichtung auf Firmenwerte war dabei seine zweite These. Zentral ist es, dass die Werte nicht nur vorgegeben, sondern auch gelebt werden. Seine dritte These bezog sich auf die Auszubildenden, die in den Beruf nachwachsen und sich neue und nachhaltige Pendlerwege angewöhnen.

Stefan Gelbhaar (Mitglied des Deutschen Bundestags Bündnis 90/ Die Grünen) brachte für seinen Impuls viele Zahlen mit. 1/3 der Wege sind Arbeitswege. Der Verkehrsbereich hat sich auf der COP21 in Paris verpflichtet die Emissionen des Verkehrssektors in den nächsten Jahren um 40% zu senken. Darauf fußte er seine erste These: Verkehrswende ist nur möglich, wenn die Pendelwege und die Rolle der Arbeitgeber miteinbezogen werden. Seine 2. These greift den Kooperationsansatz von Politik, Arbeitgeber und Arbeitnehmer noch mal auf. Seine dritte These richtete sich an Arbeitgeber und die Vorteile, die sie gewinnen, wenn ihre Mitarbeitende mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen.

Nach den Impulsvorträgen gab es eine spannende Diskussion über eine neue notwendige Funktion in Unternehmen: eine/n betriebliche/n Mobilitätsmanager, vielleicht in Form eines Feelgood-Managers. Außerdem ging es um die psychologischen Faktoren, die dazu führen, dass mehr Menschen sich nachhaltig bewegen. Die Forderung nach gesellschaftlichen Fahrradvorbildern oder Fahrradbotschaftern wurden laut und der Wunsch den Status des Fahrrads und den Status des Dienstwagens zu verändern.

Ganz am Ende ging es noch mal zurück zur steuerlichen Veränderung, eine einfache Förderung des Fahrrads, Mobilitätsbudget und der Rückbau des Dienstwagenprivilegs. Arbeitnehmende möchten auf dem Fahrrad mobil sein und dafür muss es möglichst einfach sein: „Geiles Fahrrad nehme ich, den Rest regelt der Arbeitgeber.“