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16.07.2024

Dabei sein ist alles. Für alle. Paris vor Olympia.

Paris ist die verdichteste Stadt Europas, heiss, voll - und nun die wachstumsstärkste im Radverkehr. Ein Erfahrungsbericht der ökosystemischen Wende.

Es wurde viel geschrieben über Paris als stärkst wachsende Fahrradstadt der Welt. Auch von den BICICLI-Co-Gründern Martha Wanat und Stephan A. Jansen 2022 im Hanser Verlag veröffentlichten Buch »Wie wir unsere Mobilität für gesunde und klimaneutrale Städte neu erfinden können« war ein Kapitel über Paris. Aber: Es ist noch systemischer geworden.

3 Jahre später: Was fällt auf?

Kein Stau, kein Lärm, keine Parkplätze, bessere Luft, mehr Bäume, mehr Freiheiten für Busse, Taxen und auch Rettungs-, Liefer- & Reinigungsdienste.

7 Gebote der Mobilitätswende

Vor 5 Jahren unter der Bürgermeisterin Anne Hidalgo begonnen. Mit Corona nochmals nachgeschärft und dann konsequent umgesetzt.

  1. Getrennte Zonierung der Verkehre: Bei vierspurigen Hauptverkehrsadern zwei Spuren für Busse, Rad- und Mikromobilität oder eine gesonderte beidseitig befahrbare Veloroute. So entstanden und entstehen derzeit ca. 400 weitere Kilometer in der verdichtesten Stadt Europas (21.000 Einwohner/m2)

  2. Bauliche Vorkehrungen an Kreuzungen zur sicheren Querungen oder Abbiegungen

  3. Tempo 30 km/h nahezu flächendeckend: So fahren E-Bikes, E-Taxen & weitere eine ähnliche und so achtsame Geschwindigkeit. Das Klingeln hat das französische Hupen ersetzt. Der Kreisel am Arc de Triomphe kann nun auch mit dem Rad ohne Suizid gekreiselt werden.

  4. Ruhender Verkehr: 1000e Autostellplätze wurden umgewandelt in nun über 60.000 Fahrradstellplätze und Motorräder. Während der Pandemie durften Cafés und Restaurants allein 6.800 Parkplätze für temporäre Sitzterrassen nutzen, die oft weiter Bestand haben

  5. Parksteinmanagement: Bäume, Verleihsystem, Lieferzone und Behinderparkplätze. Aber nicht genutzte Autos findet man nicht mehr, die die Stadt aufheizen, weil es in Paris zu heiss ist.

  6. Vélib` Metropole: Das stationsbasierte System von ca. 20.000 Rädern und 1.400 Stationen steht mit Ladeinfrastruktur und eine Digital- und Bezahlmodell alle 300 Meter zur Verfügung. Lime & Dott fallen als letzte private Anbieter nur noch um.

  7. Elektrifizierungen: Taxen, Busse & die meisten Autos innerhalb der Périphérique fahren so leise, dass man zum Teil über die Vögel verwundert ist

Kollateralnutzen: Durch die neuen Zonierungen kommen Rettungsfahrzeuge lebensrettend durch, Reinigungsfahrzeuge zur Beseitigung von Müll & Schnee auch auf Radwegen. Autos? Viel schneller & sicherer. Und die Sportlerinnen und Sportler schneller zu den Wettkampforten.

Fazit: Mobilitätswende ist Verhaltenswende durch komplexe, investitive, ökosystemische Infrastrukturwende einer Bürgermeisterin, die nicht unbedingt wiedergewählt werden wollte.