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16.11.2023
Lokale Einzelhandel profitiert von Mobilitätswende - und sollte sich dafür einsetzen. ÖPNV und Rad kauft! Studien von IASS Potsdam und IfH Köln belegen nochmals: Autofahrende kaufen nicht ein.
Pointiert könnte man es so beschreiben - und nicht nur in Berlin, sondern in der ganzen Autonation:
Wenn in deutschen Innenstädten ein Radweg oder eine Fußgängerzone eingerichtet werden soll, dauert es meist nicht lange, bis in der Zeitung das Foto eines erbosten Einzelhändlers (fast immer männlich, fast immer autofahrend zum Geschäft) erscheint.
Zeitungen berichten unter den üblichen Überschriften „Niedergang des Einzelhandels“. Etablierte Wirtschaftsverbände vermuten mit dem Lastenrad „das Ende vieler Innenstadthändler“.
Mit der Wirklichkeit und der Wissenschaft haben diese Schreckensszenarien allerdings nichts zu tun: Eine am IASS Potsdam durchgeführte Studie stellt am Beispiel Berlin fest, dass auf zwei ausgewählten Einkaufsstraßen nur 6,6 Prozent der Menschen mit dem Auto zum Einkaufen kamen. Die große Mehrheit – 93,4 Prozent – erreichten die Einkaufsstraßen also nicht mit dem Auto. 91 Prozent des Geldes, das die Kunden in den lokalen Geschäften ließen, kam aus dem Geldbeutel der Kund*innen, die zu Fuß, mit dem Rad, oder mit ÖPNV unterwegs waren. Diejenigen, die zum Einkaufen mit dem Auto in die Stadt fahren, sind nur für 8,7 Prozent der Umsätze verantwortlich. Die Vermutung - so nicht in der Studie zu finden: Autofahrende sind eher gemütlicher und kaufen ... online... Da fahren dann andere mit Transportern.
8,1 Prozentpunkte macht die Wahrnehmung aus, was Händler glaube, wieviel Kunden den ÖPNV nutzen. Also es kommen statt angenommen knapp 20 Prozent knapp 28 Prozent tatsächlich mit Bus und Bahn. Dafür kommen statt der angenommenen 25 Prozent die Autofahrenden nur zu 5 Prozent. Also ein Fünftel... Fahrradfahrer kommen entsprechen auf mehr als vermutet.
Dieser Befund kommt allerdings für die Mobiltäts- wie Handelsforschung keineswegs überraschend. Er deckt sich mit Studien, die 2019 über die Innenstädte von Offenbach, Gera, Erfurt, Weimar und Leipzig erschienen sind. Auch die Forschung über Mobilität und lokale Wirtschaft aus anderen europäischen Ländern, aus Nordamerika und Australien spiegeln die gleichen Erkenntnisse wider.
In Australien haben Forschende beispielsweise errechnet, dass ein Quadratmeter Platz zum Abstellen von Autos 6 Dollar Umsatz bringt, während ein Quadratmeter mit Fahrradstellplätzen 31 Dollar Umsatz generiert.
Link zur Studie: https://www.rifs-potsdam.de/de/blog/2021/09/mehr-umsatz-durch-attraktive-stadtgestaltung
Die neue Ausgabe der Studie von der IfH Köln zu Vitalen Innenstädten 2022 liefert vielfältige Ergebnisse rund um Innenstädte und Innenstadtbesuchende in Deutschland.
Knapp 69.000 Passanteninterviews in 111 Innenstädten wurden im Herbst 2022 durchgeführt. Im Fokus der Studie stehen Besuchsmotive und -verhalten ebenso wie deren Wahrnehmungen, Bewertungen und Verhaltensweisen entlang der sogenannten "Visitor Journey". Zudem widmet sich die Studie der Weiterempfehlung von Innenstadtbesuchen und den Präferenzen der Innenstadtbesucher:innen für alternative innerstädtische Nutzungen.
Link zur Studie: https://www.ifhkoeln.de/produkt/vitale-innenstaedte-2022-2/